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Denkmalverein-Infobrief 1/2021
Hoffen wir, dass die Nach-Corona-Ära nun begonnen hat, dass Sie alle gesund geblieben oder genesen sind und inzwischen auch den notwendigen Impfschutz aufweisen, um für Kommendes gewappnet zu sein. Hallo und Grüß Gott nach einer langen Zwangs-Klausur und Kontaktsperre, die es so noch nicht gegeben hat.
Nun wird es allmählich wieder Zeit, die Rädchen und Hebel in die Hand zu nehmen, es ist einem wieder manches möglich und gestattet. Und jetzt kann nachgeholt werden, was in der „Pipeline“ hängen geblieben ist und schon sehnlich auf Wiederaufruf wartet.
Im letzten Info-Brief berichteten wir über die neue Waldlust-Ausstellungs-Meile. Malkunst in bauhistorisch gerecht wiederhergestellten Hotelzimmern, Schauräume für Foto-Reminiszenzen und Bau-Artefakte. Diese „Kunst-Kammern“ und die kleine Baugeschichts-Ausstellung im Grandhotel Waldlust, in der Presse schon wurde darüber schon berichtet, kann nun endlich auch den Besuchern gezeigt werden. Dies am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 26./27. Juni, nachmittags von 13 bis 17 Uhr. Siehe dazu auch die beiliegende, gesonderte Einladung.
Ja, es gibt gute Neuigkeiten, die den Denkmalverein geradezu in Feststimmung versetzen müssten. Die historische Rußhütte, die ja einst der exklusive Beweggrund für die Gründung dieses Vereins gewesen ist, soll – ein erklärtes Ziel der Stadt und der Gartenschau-Planer – auf den ehemaligen Werkplatz Unterer Pfannenhammer im Christophstal versetzt werden. Im letzten Infobrief erläuterten wir den Planungsstand und auch den wertvollen Beitrag, den eine Dislozierung, sprich, Versetzung des leider an der Stuttgarter Straße „verkümmernden“ und obsoleten Baudenkmals ans Platzmeisterhaus-Areal leisten kann. Die detaillierteren Gartenschau-Konzeptideen dazu sind auf der aktuellen Homepage www.freudenstadt-baiersbronn2025.de einsehbar. Das mit Spannung erwartete Planfeststellungsverfahren Untertunnelung Freudenstadt wird, ja muss, die entscheidenden Schritte für den Umgang mit dem Bauwerk festlegen.
Einige Kilometer Forbach-abwärts, in Friedrichstal, hat die Gemeinde Baiersbronn übrigens seit kurzem „Gestaltungsrichtlinien“ zur Modernisierung und Instandsetzung bzw. Umnutzung von Gebäuden erlassen und per Ratsbeschluss festgelegt. Diese Empfehlungen zur städtebaulichen Erneuerung sind ein äußerst hilfreicher „Instrumentenkoffer“, um gestalterische Qualität im Ortsbild zu bekommen. Es geht bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen einerseits um ein „vertretbares Maß an Individualität“, dann aber auch um einen „gestalterischen Guss“ für ein Gebiet, einen Stadtraum.
Ein Grundsatz heißt zum Beispiel: Bei der Errichtung baulicher Anlagen sollte ein harmonischer Zusammenhang mit dem historischen Gebäudebestand entstehen. Dabei geht es um Dachformen, Dachaufbauten, Fassadengliederung, um Farbgebung und Fassadenschmuck, um den Verzicht auf „barocke“ Ziergitter oder Türen aus Metall/Glas. Diese zum Teil allgemeinen, zum Teil detaillierten Grundsätze ergeben einen Kriterien-Katalog für gelingende Modernisierung und Instandsetzung von Schutzwürdigem.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nennt das übrigens vorbereitende Denkmalpflege. Und ihr Vorschlag einer „Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfung“ analog zum Umweltrecht etwa könnte mithelfen, historischen Baubestand besser gegen unsensible Neubaulösungen zu schützen.
Der derzeitige Rumpf-Vorstand des Denkmalvereins – auch hier hat Corona Spuren hinterlassen und Arbeits-Lücken geschlagen – ist dabei, ein eher unterschätztes Kleinod der Freudenstädter Waldbau-Geschichte zu bewahren: Die Hausser-Hütte im Palmenwald, nur wenige Gehminuten vom Friedrichsturm/Kienberg entfernt. Stadt und Gemeinderat haben das kleine Waldrefugium und andere mit im sogenannten Hüttenprogramm als entbehrlich erklärt. Die Unterhaltung der Hütte soll nämlich nicht länger das Kostenbudget belasten. Die Hausser-Hütte wurde deshalb zum Abbau öffentlich ausgeschrieben.
Schade eigentlich, dachten und denken wir. Die ansehnlich große Hütte verkörpert nicht nur einen funktionalen Raum-Ort, einen Anlaufpunkt im Park- und Erholungswald, sie repräsentiert auch traditionelle Wald-Bau-Kultur, wie sie die Waldgemeinde Freudenstadt lange Zeit praktiziert hat. Die einstige Waldarbeiter-Hütte ist solide und materialbewusst gebaut, besitzt einen beheizbaren, gemütlichen Innenraum mit Fenstern und abschließbarer Tür und sogar einen Dachboden. Der Hüttentradition entsprechend können Wanderer und Spaziergänger unter dem offenen Vorbau auf Ruhebänken Schutz suchen und rasten.
Mit dem zuständigen Revierförster, mit dem leitenden Stadtförster haben Gespräche und Ortsbesichtigungen über eine Weiterverwendung der Hausser-Hütte stattgefunden. Ging der erste Ansatz dahin, die Hütte an ihrem jetzigen Standort abzubauen und sie in die Gartenschau-Kulisse des Christophstals umzusiedeln – versinnbildlicht die Hausser-Hütte doch ein vorzeigbares Stück Parkwald-Bautradition Freudenstadts -, hat eine weitere Erkundung die Zielsetzung wieder gedreht. Sie könnte, wenn es gelänge, den Entscheidungsprozess wieder aufzurollen und mit dem Stadtforst eine strikt definierte Nutzungsvereinbarung abzuschließen, bestenfalls an Ort und Stelle verbleiben. Ein Abbau würde nämlich nicht nur erheblichen Arbeits- und Kostenaufwand verursachen, denn die „Huckepack“-Lösung mit Kran und Sattelschlepper scheidet leider aus, er würde auch bautechnisch bedingte Schädigungen am Holzwerk verursachen. Warum also nicht die Hütte gleich dort lassen, wo sie ist, sie pfleglich sanieren – das Dach müsste überholt und erneuert werden – und sie in die Obhut des Denkmalvereins übernehmen.
Unser Konzept trägt den Titel „Waldkultur-Hütte“ und verbindet denkmal- mit waldpädagogischen Nutzungsansätzen. Die große Lichtung um die Hausser-Hütte wäre wie geschaffen dafür. Eine naturnahe, einfache wie einladende Freianlage lässt sich seitlich der Hütte gestalten, für Waldwanderer natürlich offen und zugänglich. Inhaltlich könnte die Hausser-Hütte in allerdings sehr reduzierter Weise gesellig-gastlichen Zwecken dienen.
Ihr Hauptschwerpunkt läge eindeutig auf dem Aspekt der Darstellung des Parkwaldgedankens. Durch eine beschränkte Anzahl an Infotafeln und eben durch das Anlegen eines ästhetisch ansprechenden, historisch gerechten Hütten-„Gartens“.
Ein Konzeptentwurf dafür muss noch erstellt werden. Und natürlich sollen auch Sie, werte Mitglieder und Denkmalfreunde, dann auch mitentscheiden, ob die „Hütten-Rettung“ für die Forstmeister Hausser-Schutzhütte zielvoll und sinnfällig ist.
Siegfried Schmidt/23.Juni 2021