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Denkmalvereins-Infobrief 2/2023

Liebe Mitglieder und Denkmalfreunde 

an dieser Stelle darf ich Sie gerne nochmal an unsere Mitgliederversammlung diese Woche, Donnerstag, 20. April, erinnern und dazu herzlich einladen – ins Platzmeisterhaus im Christophstal ab 19 Uhr. Adresse ist die Talstraße 250. Auf der Einladung vom 4. April finden sich Hinweise für Ortsunkundige. 

An dieser Stelle ein wichtiger, natürlich nicht vergessener Nachtrag: Die Mitglieder-Umfrage zur Patenschaft Hausser-Hütte im Parkwald Freudenstadt hat ein recht eindeutiges Ergebnis erbracht. Von 14 eingegangenen Antworten sprachen sich 13 mit klarem Ja für einen Erhalt der ursprünglich zum Rückbau vorgesehenen Waldhütte aus. Auch der unlängst leider verstorbene Stadtrat und Stadtchronist Friedrich Volpp meinte, da könne doch wohl niemand dagegen sein. Bei der Debatte ums Hüttenkonzept hatte er gegen den Hütten-Abbruch gestimmt, sei sie doch auch ein beliebtes „Tourenziel für Feriengäste“. 

Eine andere Befürworterin plädierte für eine Nutzung der Hütte als Bildungs-Ort für Schulen und Kindergärten. Weitere Rücksender erklärten gleich ohne Zögern ihre Mitarbeits-Bereitschaft bei der Teilsanierung oder widmeten dem Projekt eine Spende. 

Alles in allem also große Zustimmung für das spannende Vorhaben. Vielen Dank. Der Vertrag mit der Stadt Freudenstadt konnte folglich Anfang dieses Monats unterzeichnet werden. 

HausserhütteWelche „waldtypischen“ Beschränkungen und Auflagen mit dem Gebrauch der Hütte einhergehen und wie die Planungen zur Dachsanierung und Ausgestaltung der Hausser-Hütte samt der früheren Liegewiese aussehen, davon dann mehr unter TOP 7 bei der anstehenden Mitgliederversammlung. 

In 3 Wochen, am 8./9. Mai, findet in Berlin der Bundeskongress Heimat des Bundesverbands für Kultur, Natur und Heimat (BHU) statt. Eines der Foren handelt von „Baukultur und Denkmalpflege - Denkmäler im Wald“. Dass sich der Denkmalverein in dieser Spezialdisziplin und in Punkto bürgerschaftlichem Engagement bereits Meriten erworben hat, darf angenommen werden. Denn dank langjährig betriebener Waldlust-Rettungsanstrengungen, der Kultivierungsmühen in den „historischen Hotelgärten“ Freudenstadt erging offizielle Einladung zur Bundes-Tagung. Der Vorsitzende wird deshalb am 9. Mai beim Forum „Wald-Denkmäler“ über Fragen und Themen referieren: Was motiviert einen, sich um solche baukulturellen Zeugnisse zu kümmern? Welche Erfahrungen wurden dabei gesammelt? Wie können Politik und Verwaltung solches Engagement stärken und unterstützen? Wie kann fehlendes Fachwissen zur Bedrohung von Denkmälern oder zum Klimawandel kompensiert und an Denkmalinteressierte weitergereicht werden? Die neue Wald-Hütte-Pflegschaft passt hier geradezu kongenial ins Bild. 

Eleonore KötterVor einem Monat wurde im Landratsamt Freudenstadt die Ausstellung „Ansichten – 90 Jahre Eleonore Kötter“ im Kreis zahlreicher Vernissage-Gäste eröffnet. Die Künstlerin war dem Denkmalverein zeitlebens eng verbunden, als Mitglied wie als Schöpferin von Kunstdrucken über Architektur-Schätze. Sie widmete ihr unermüdliches Kunstschaffen vielfach der Denkmalpflege und der gewachsenen Baukultur. Die Ausstellung im Landratsamts-Foyer dauert noch bis 2. Juni. Übrigens hängt auch Eleonore Kötters letztes Kunstwerk dort an der Wand: „Das Licht leuchtet aus den Fenstern . . . die Finsternis kann es nicht ergreifen“ (Oktober 2016). 

Aufgrund einer zufälligen Begegnung anlässlich der Bürgermesse 2022 konnte der Denkmalverein im vergangenen Herbst einen interessanten und lehrreichen kleinen Archivalien-Bestand erhalten. Ein ehemaliger Leiter der früheren Fachklinik Hohenrodt in Loßburg sandte uns ein voluminöses Paket mit zeitgeschichtlichem Inhalt zu: Schriften-, Bild- und Prospektmaterial der vor einigen Jahren in frevelhafter Weise geschleiften Ferienstätte Breuninger auf der Aussichtshöhe und seines anhängenden Hofguts. Außerdem Publikationen über Freudenstadts Wiederaufbau und die Stadtanlage. Ein „wahrer Schatz-Fundus für die Heimatforschung und das lokalgeschichtliche Verständnis“. Mit diesen Worten bedankten wir uns für die besondere Schenkung. Dazu zählt auch ein exklusives antiquarisches Werk: Das rot gebundene „Breuninger-Buch“, das viel über Leben und Wirken der Stuttgarter Kaufmanns-Familie mit Hang zur schönen Schwarzwald-Höhe von Loßburg-Hohenrodt erzählt. 

Abbrüche und Verheerungen finden aber nicht nur in brachialer Dimension statt, sondern vollziehen sich unter unseren Augen auch mitunter alltäglich und ganz unterschwellig. Das hier beigestellte Foto zeigt die Veränderung der Stadtlandschaft auf Schleich-Wegen: Am Boden aufgehäuft und verstreut die Reste eines Wohnhaus-Holzschindelschirms, an der Hauswand schon angebracht und fixiert stattdessen das neue Wärmedämmverbundsystem mit seinen stoffdicken Plattenlagen. 

Der sich anschließende Putzauftrag wird schließlich noch für Glätte und Uniformität sorgen. Der Betrachter erkennt hinterher nur noch an dem regionaltypischen Sandstein-Sockel und an der Hausform den bauhistorischen Ursprung des Hauses. Jedoch wird man das Gebäude, hier im Stadtzentrum von Freudenstadt gelegen, künftig auch aus der Liste der optisch eindrucksvollen Schindel-Häuser streichen müssen. Der Denkmalverein ist weiterhin gefordert, seinen Einsatz für den Erhalt der historischen Schindelfassaden im Stadtbild aufrecht zu halten. 

Wie freilich soll und kann energetische Aufbesserung historischer Bauten vonstattengehen ohne frappierenden Gesichts-Verlust? Reinhard Frick (DIE Werkstatt) wird dazu in seinem Vortrag am Donnerstag im Platzmeisterhaus (Titel „Wärmewende und Denkmalschutz“) sicher einiges ausführen. 

Wir haben übrigens zum Thema Windräder im Landschaftsbild eine aufschlussreiche Deutung gefunden. Der Landschaftsarchitekt Sören Schöbel, Professor an der TU München, fordert, dass die Windkraftwerke so verortet werden, dass sie die Landschaft nicht „entstellen“. Mit Respekt für vorhandene Strukturen und zugunsten eines „guten Verhältnisses Mensch/Natur“. Man könne ja Windräder wie „Möbel in einer Wohnung“ begreifen. Wo passen sie hin und wo nicht? Wenn sie einer „visuellen Ordnung“ genügen, unter landschaftsästhetischen Gesichtspunkten in bestehende Räume eingefügt und als Gemeinschaftsprojekt verstanden werden, kann ein Konsens gelingen, so das Fazit. Eine strittige Meinung, sicher. Doch dieser Satz gibt zu denken: „Die große Gefahr für die Kulturlandschaft ist der Klimawandel, nicht das Windrad!“ 

Nur noch ein eher profanes Thema zum Schluss: Der Denkmalverein, der sich aus Spenden und Mitgliederbeiträgen finanziert, wird nach zweijährigem Aussetzen der Beitrags-Einziehungen wieder diese Einnahmen vornehmen. Dieser Tage werden deshalb die entsprechenden Abbuchungen von den Mitgliederkonten getätigt. 

Mitglieder, die (noch) keine Abbuchungserlaubnis erteilt haben, bitten wir, den Vereinsbeitrag für 2023 sehr bald zu überweisen! Hier das Vereinskonto: Volksbank im Kreis Freudenstadt eG, IBAN: DE55 6429 1010 0029 7060 09

Wohlgemerkt: In Zeiten der Teuerungen in allen Lebenslagen bemisst sich der Jahresmitgliedsbeitrag beim Denkmalverein Freudenstadt mit gerade mal 20 Euro als außerordentlich moderat. 

Siegfried Schmidt 

Freudenstadt, 17. April 2023 

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Hausserhütte